Medienhoheit...
Bereits seit 2004 sind auf dieser Seite die beiden folgenden Absätze zu lesen - Szenarien, wie sie uns auch heutzutage noch sehr bekannt vorkommen. Lesen Sie also ruhig weiter - der Inhalt hat nichts von seiner Aktualität verloren; auf aktuelle Entwicklungen bezogene Anmerkungen zum Thema folgen danach...(*)
Uns fehlen nicht nur Computerexperten in der Industrie, wir haben u.a. auch einen enormen Nachholbedarf für einen verantwortungsvollen Aufbau einer informationstechnologischen Infrastruktur in Verwaltung und Justiz. Hierfür hätten längst Hemmnisse - wie die presserechtliche Länderhoheit - abgeschafft und ein Bundesministerium für Informations- und Kommunikationstechnologie etabliert werden müssen, damit über die Bundesländer hinweg die Einheitlichkeit von Schnittstellen für den Datenaustausch gefördert werden und in den einzelnen Bundesländern "das Rad nicht stets neu erfunden werden muss". Nichts von alledem ist bis dato geschehen. Demgegenüber wird derzeit mit viel Mühe in Bayern ein technologisch überholtes, automatisiertes Mahnverfahren eingeführt, arbeiten die Grundbuchämter mit Softwaresystemen, die so altertümlich arbeiten, wie die Rechner auf denen sie laufen und wartet die Einführung des email-Verkehrs in Justiz und Verwaltung wohl noch einige Jahre auf die Erkenntnisse eines einschlägigen Pilotprojektes in Norddeutschland. Auch hier scheint der Drang, Machtbefugnisse erhalten zu müssen, einer mitmenschlich fortschrittlichen Zukunft im Wege zu stehen. Die Bundesländer weigern sich schliesslich sich seit Jahren, ihre Medienhoheit aufzugeben, wofür bedenklich Gründe auch aus anderen Beiträgen dieser Seite deutlich geworden sein dürften. Die Folge ist, dass in den einzelnen Bundesländern die EDV-technische Infrastruktur in Justiz und Verwaltung in grossen Teilen trotz ähnlicher Problemstellungen eigenständig aufgebaut wird, was völlig unsinnig erscheint: Mit viel finanziellem Aufwand (Steuergelder) wird in den einzelnen Bundesländern "das Rad jeweils neu erfunden", indem jeweils eigene Softwarelösungen entwickelt werden; hiermit wird auch die grosse Chance verspielt, über eine Zentralisierung auf Bundesebene saubere Schnittstellen für den Datenaustausch zwischen den Bundesländern zu schaffen. Demgegenüber hätte schon vor vielen Jahren die Möglichkeit bestanden, ein objektorientierte Klassenbibliothek für staatliche Anwendungen (Framework) von einer staatlichen Behörde mit fähigen Programmierern erstellen zu lassen, der sich die Bundesländer bedienen könnten.
Mangels zum Rückgriff bereit stehender Eigenkompetenz lässt sich der Bund allem Anschein nach bei staatlichen Programmierprojekten - genannt sei hier nur als ein Beispiel der BKA-Reinfall “inpol-neu” - lieber steuermittelintensiv von externen “Know-How-Vermittlern” über den Tisch ziehen...
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