Ethik...
Wer glaubt, dass Sie uns nicht in zu vielen Bereichen verloren gegangen ist, irrt. Unerheblich ist dabei, ob der Irrtum auf falschen Erkenntnissen oder einer Täuschung beruht, die Tatsache bleibt. Wenn dies schon von dem letzten, zuletzt noch gelebt habenden Verfassungsvater zum Ausdruck gebracht wurde - seine Autorität ist offensichtlich bereits wegen seiner Anwesenheit in der Verfassung gebenden Versammlung und Unterschriftsleistung unter die deutsche Verfassung am 23.05.1949 derjenigen der heutigen politischen Repräsentanten in Berlin “weit voraus” -, so kann hier getrost von “Tatsache” gesprochen werden. Seine letzte Botschaft an den Initiator dieser Seite lässt hier keine Zweifel. Die ethische Degeneration in unserem Lande, resp. die Vormachtstellung eigensüchtiger Unwertigkeiten, die auf Wahrheitsveränderungen (“Lügen”), Täuschung (“Betrug”) und anderen mitmenschlichkeitswidrigen Verhaltensweisen beruhen, ist aus der “Ellenbogengesellschaft” hervorgegangen. Ausschliesslicher Indikator und massgeblicher Motivationstrieb ist hier der eigene Vorteil. Ethische Grundwerte, wie Mitmenschlichkeit, Mitgefühl, Zivilcourage, Hilfsbereitschaft, Nachbarschaftshilfe u.s.w. sterben immer mehr aus, weil sie nicht dem schnellen, unmittelbaren (Lust-)Gewinn frönen, welcher vom Egoismus eingefordert wird. Auf lange Sicht zersetzt sich hierdurch auch ein wichtiges Grundkonzept des Gemeinwesens, nämlich das der längerfristigen, gegenseitigen Absicherung. Die ethische Handlungsweise des ohne profitable Gegenleistung Hilfsbereiten zahlt sich im Falle eines späteren “Eigenbedarfs” auf “ethischer Basis” aus. Insoweit lässt sich erahnen, welchen Anteil die eskalierten kapitalistischen Entwicklungen unserer Tage auf diesen Prozess haben. Hilfsbereitschaft auf ethischer Grundlage bedeutet schliesslich letzten Endes, dass eine gute Tat ihren Lohn in sich selbst zu tragen vermag und der Mensch die Möglichkeit zur Hilfe als Gnade begreifen sollte. Dies gilt in besonders gravierender Weise in den potentiell zahlreichen Fällen, in denen die Hilfe für den Helfenden eine relativ wenig belastende Angelegenheit ist, während sie dem Hilfeempfänger - über die wertvolle menschliche Wärme der Zuwendung hinaus - deutlich weiter hilft. Diese Fallgestaltung ist sehr häufig festzustellen und dennoch...
Die Hilfestellung ist darüber hinaus aber eben auch die Saat für eine Vorsorge: der Helfende erwirbt auf ethischer Grundlage seinen Eigenanspruch, in Not- und Schwächelagen selbst auf Hilfe hoffen zu dürfen. Demgegenüber lehrt die gegenwärtige Gesellschaft allerdings ihrem Leitwesen, dem ICH-Menschen das Gegenteil: schwimme ICH als “Fettauge” an der Oberfläche der Suppe des Lebens, so bin ICH das Mass aller Dinge, während der Hilfebedürftige Pech gehabt hat - ungeachtet der ethischen Ignoranz wird die Dummheit dieser Verhaltensweise allerspätestens dann offensichtlich, wenn sich Hilfebedürftigkeit bei dem “kleiner” gewordenen ICH-Menschen einstellt - und dieser Anlass wird kommen...
Als Erweiterung dieser ethischen Grundlagen hat zweifellos auch zu gelten, Menschen nicht nur in der Not profitunabhängig beizustehen, sondern auch dafür zu sorgen, dass Mitmenschen zu keiner Zeit mehr unter psychischen und physischen Druck geraten, als dies unbedingt erforderlich ist. Hierdurch wird freilich bereits im Vorfeld einer drohenden Notlage Verhinderung im Sinne des “Vorbeugen ist besser als Heilen”-Grundsatzes betrieben. Ohne Zweifel hat ein Gemeinwesen dafür zu sorgen, dass bereits ihre Kinder über entsprechende Ethikvermittler lernen, warum ethische Grundlagen eine entscheidende Rolle spielen. Hierbei ist freilich vorauszusetzen, dass die politische Führung des Gemeinwesens sich selbst an ethische Grundlagen hält sowie keinen unangemessenen Druck auf Menschen ausübt oder gar politisch motivierte Treibjagden auf die ihr missliebig gewordenen Mitglieder des Gemeinwesens veranstaltet. Ein zweifelsfreies Anzeichen für die vorstehenden Wertungen ist auch in der Tatsache zu sehen, dass in unserer Gesellschaft der Wert von Ehre und Ehrenwort völlig hinter dem Anreiz der finanziellen Vorteile verblasst ist; welcher Sportler, Politiker... engagiert sich noch - wie früher - in erster Linie wegen der Ehre...
Wie krank unsere Gesellschaft wirklich ist, zeigt sich auch an der gerade hochaktuellen Debatte über das Thema “Zivilcourage”. Wegen der dem Egoismusprinzip folgenden Prämisse “Ich mach nichts, was mir nichts bringt, geschweige denn etwas, was mir nachteilig sein kann” müssen Bürger für ehemalige Selbstverständlichkeiten des Zusammenlebens (freilich wiederum) mit Geld motiviert werden.
(“Geschafft” hast Du es nicht, wenn Du einen Mercedes in der Garage stehen hast, sondern die Menschen bei Deiner Beerdigung echte Tränen vergiessen.)
Fest steht, dass die besten Parteiprogramme keine massgebliche Wirkung erzielen werden, wenn nicht gleichzeitig gesellschaftliche Ethik reklamiert wird - und dennoch ist hierzu kaum etwas von unseren Politikern zu vernehmen. Warum wohl ? Jeder “gestandene” Anwalt weiss, dass die dicksten Verträge nicht annähernd die Qualität von zwei anständigen Vertragspartnern erreichen können...
Die verbreitete Erkenntnis, “Gerechtigkeit gibt es nicht (mehr)”, hat bei vielen mittlerweile dazu geführt, sich nicht mehr um sie zu bemühen bzw. - noch schlimmer - “mit den Wölfen zu heulen”, um - wie behauptet wird - in dieser Situation überhaupt noch etwas zu erreichen. Ein ehernes Ethikgesetz wird jedoch immer in der Tatsache zu sehen sein, dass im Gegensatz zur Verfehlung von Gerechtigkeit (im Zuge des Bemühens um sie) ein Unterlassen des Bemühens echte SCHULD begründet...
Seien wir doch ehrlich: wir alle haben ein ungutes Gefühl und schlechtes Gewissen, wenn wir darüber nachdenken, wie sich unsere Lebensweise entwickelt hat. Wie befriedigend mag es wohl sein mit einem guten Gewissen und ohne Verdrängungsmechanismen ein ruhiges Leben zu führen ? Schon einmal bewusst darüber nachgedacht ? Vermag hierdurch nicht nur der Knoten zu sozial benachteiligten Mitbürgern gelöst zu werden, so kommt noch das schöne Gefühl hinzu, etwas wirklich sinnvolles mit dem Leben angestellt zu haben. Was soll bei gesamtheitlicher Betrachtung unseres Seins mehr gehen ?
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