Freiheit...
Freiheit gilt als wichtiges Element einer Demokratie. So sind freie Wahlen die Basis eines Rechtsstaats, während der manipulierte Bürger in der Diktatur in der Regel durch physische Gewalt gehindert wird, dass er seinen Meinungsanteil zu Gunsten der von ihm bevorzugten Entscheidungsträger in den Prozess der Auswahl geeigneter Steuerungs- bzw. Regierungskompetenz einbringen kann. Viele Bürger fragen sich heutzutage, wo denn die Trennlinie zwischen Demokratie und Diktatur verläuft, wenn die Freiheit zur freien Auswahl von Steuerungskompetenz anderweitig als durch rohe Gewalt beeinträchtigt wird. Alle wichtigen Philosophen der Neuzeit haben im Ergebnis (Wahl-)Freiheit so definiert, dass frei nur derjenige wirklich ist, der alle seine Sinne unter Kontrolle hat und alle wichtigen Fakten kennt, wenn er (aus-)wählt. Zweifellos herrscht in modernen Gesellschaften in allen Bereichen eine vorteilsorientierte Kultur der Manipulation und Täuschung vor. D.h. die Sinnkontrolle der Menschen wird unterlaufen durch Suggestivverführung über die gezielte Ausnutzung “niederer Triebe” und die Menschen werden bewusst durch Fehlinformationen manipuliert, wo der Gegenbeweis schwer zu führen ist bzw. die Fehlinformation nicht auffällt. Dies wiederum bedeutet, dass beide Voraussetzungen wirklicher Freiheit im “gewaltfreien” Bereich in der modernen Gesellschaft unter “Dauerbeschuss” stehen. Dass von dieser Entwicklung alle gesellschaftlichen Bereiche betroffen sind - und die Politik freilich nicht ausgenommen ist - dürfte eine wesentliche Ursache für den fortschreitenden Verfall von Polit- Wirtschafts- und Sozialethik darstellen. Damit ist die Diskussion freigegeben für die Frage, ob Demokratie nur dann bedroht ist, wenn die Freiheit der Menschen physisch beeinträchtigt wird oder ob es “bereits” genügt, wenn den Menschen eine freie Entscheidung anderweitig unmöglich gemacht wird. Fest steht, dass wir uns richtig sorgen um die Zukunft machen sollten, wenn unsere Freiheit - wenn auch unauffällig, aber dennoch massiv - durch zunehmende Manipulation und Täuschung bedroht ist. Das verheerende dabei ist die Tatsache, dass “physische” (diktatorische) Freiheitsbeeinträchtigungen leicht erkennbar sind, während Manipulation und Täuschung nach aussen eine “heile Welt” vortäuschen, die in der Substanz nicht vorhanden ist. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, ist das Prinzip, dass die Handlungsfähigkeit des Widerstandes in Diktaturen motiviert, während der gut getäuschte Bürger sehr lange der irrigen Vorstellung unterliegen kann, es ist “drinnen, was drauf steht”. Dies ist das Problem mit modernen (Schein-)Demokratien, die durch den Demokratiekiller Nr. 1 “Intransparenz” Scheinzustände erzeugen können, die Freiheit unmerklich zerstören. Es genügt nämlich nicht, subjektiv der Auffassung sein zu können, frei zu handeln; der Bürger muss vielmehr de facto wissen, in welchem Vorstand der von ihm gewählte Politiker sitzt, um zu wissen, wen er hier wählt. Diese an sich einfach durchschaubare Schlussfolgerung scheint heutzutage jedoch nicht das Credo vieler moderner Politiker zu sein, zumal diese in den vergangenen Jahren öfter die Abschaffung von Kontroll- und Transparenzmechanismen als deren Anpassung an die Missbrauchsentwicklung verfolgt haben. Und die interessante Frage bleibt: Führt uns Freiheitsverlust durch Manipulation und Täuschung nicht weg von Demokratie und Rechtsstaat ? Nur weil die Freiheit nicht durch die vorgehaltene Waffe gefährdet wird und das Diktat so geführt wird, dass wir unangenehm feststellen, wie wir dem Diktator zu Willens sind, ist noch lange nicht die Gewährleistung erlangt, wirklich frei zu sein.
Spezialisierte Stufen der “unauffälligen Freiheitsberaubung” in der Werbung werden in den USA mit dem Satz “create a need and fill it” - also erzeuge einen Bedarf und decke ihn - beschrieben. So werden Manipulation und Täuschung dazu genutzt, Menschen einzureden, dass sie bestimmte Produkte dringend benötigen, damit alsdann ein lukratives Geschäft durch den Verkauf desselben entstehen kann. Wenn ein Gemeinwesen eine “ehrliche Verantwortlichkeit” für seine Mitglieder zu empfinden glaubt, dann hat es sich nach unserer Auffassung - und zwar auch ausserhalb einer strafrechtlichen Betrugssanktionierung - viel eindringlicher der Frage zu stellen, inwieweit Manipulationen am freien Willen eines Menschen zugelassen sein sollen, als dies derzeit bei uns der Fall ist.
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