Äusserlichkeiten...
Bereits seit 2004 sind auf dieser Seite die folgenden zwei Absätze zu lesen - Szenarien, wie sie uns auch heutzutage noch sehr bekannt vorkommen. Lesen Sie also ruhig weiter - der Inhalt hat nichts von seiner Aktualität verloren; auf aktuelle Entwicklungen bezogene Anmerkungen zum Thema folgen danach...(*)
Wenn eine Gesellschaft von Äusserlichkeiten bestimmt wird, die nur den schönen Schein wahren und das Sein sowie substantielle Gehalte für unmassgeblich halten, dann könnte es sein, dass man sich gerade zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland befindet; eine Zeit, in der sich Verlogenheit und Heuchelei breitmachen und der Siegertyp den Meister in Sachen Täuschung und Blendung abgibt. Manche 16-jährige stehen beim Tätowierer oder Piercer Schlange, andere beim Schönheitschirurg, um der Schöpfung im Sinne einer "Persönlichkeitsverbesserung" ins Handwerk pfuschen zu lassen. Mitglieder von Retortenbands werden gezielt ausgewählt, um mehr die optischen denn die musikalischen Grundvoraussetzungen zu schaffen, welche die triebgesteuerte Hebelwirkung am Geldbeutel des anderen Geschlechts optimieren; den Rest macht ein handwerklich versierter Soundengineer (Tontechniker). "Medienstars" mit Null-Gehalt ("nicht null Gehalt!") können mit dem letzten Schwachsinn die nach oben offene (oder besser nach hinten offene) Kultskala erklimmen, wenn sie nur oft genug und schillernd präsentiert werden. Ich habe kürzlich mit einer sehr netten, blinden Frau über dieses Thema gesprochen; sie hat mich an das Wort des kleinen Prinzen (Saint Exupery) erinnert, wonach man - was ihr zugute käme - richtig nur mit dem Herzen sehen kann. Hiermit empfinde man die Schönheit des "naturbelassenen" einmaligen Menschen genauso deutlich wie die mit aufrichtiger Anteilnahme und Talent intonierte Musik und die Begabung sowie Aussagekraft eines Künstlers, der wirklich etwas zu sagen hat. Jeder, der ein treues Haustier um sich hat, weiss, dass man das wirkliche "Sehen" mit dem Herzen von unseren Mitgeschöpfen lernen kann, die uns um des liebevollen Umganges mit ihnen ihre Zuneigung schenken, egal ob wir relativen Schönheits- oder Altersidealen entsprechen oder nicht...
PS: Petra Schürmann hat einmal gesagt, ihr Ehemann sehe sich ausser Stande, mit “inneren Werten” ins Bett zu gehen, weshalb für sie die Schönheitspflege sehr bedeutsam sein müsse. Ungeachtet der Tatsache, dass Frau Schürmann mit zunehmendem Alter ihre These nicht mehr so gut finden wird, ist gegen eine massvolle Unterstreichung natürlicher Schönheit - wie freilich auch entstellungsbedingte Verschönerungsmassnahmen zum Ausgleich atypischer Veränderungen - nichts einzuwenden. Die heutige Tendenz geht jedoch dahin, sein Gegenüber ohne Not massiv mit “naturfremder Substanz” zu vereinnahmen, was für mich eine vorsätzliche Täuschung über die eigene Person darstellt (“Fassaden kann man sich kaufen, wirkliche innere Werte nicht!”). Mag sein, dass wir eines Tages mit Helmen ausgestattet werden, in denen wir auf einem eingebauten Bildschirm kraft virtueller Realität unser Gegenüber zwecks Lustgewinn auf die Körperformen von Jennifer Lopez oder Robert Redford einstellen können; ich würde dies jedoch gerne nicht mehr erleben müssen...D.Sch.(*)
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