Degeneration demokratischer Grundlagen...
Die Degenerationserscheinungen in unserem Gemeinwesen lassen sich im wesentlichen in macht- und profitmotivierte Gruppierungen einteilen, wobei freilich gruppenübergreifende Zusammenhänge bestehen, zumal auch Degeneration - vergleichbar einem in Gegenrichtung aktiven, positiven Vorbildeffekt - eine weitreichende (negative) Sogwirkung entfaltet. Dabei ist auffällig, dass Degenerationserscheinungen im (schein-)demokratischen Umfeld in der Regel einhergehen mit einer überzogenen Täuschung über die wahren Verhältnisse, d.h. die Scheinerzeugung und -wahrung sind im Zuge einer tatsächlichen Sinnverkehrung bzw. Sinnentleerung Leitgebote, um die Verfolgung unangemessener, eigensüchtiger Ziele zu verdecken. Tatsächlich werden durch diese Täuschung häufig moral-ethische Unwertigkeiten wie die Lüge, die Verlogenheit, die Heuchelei, die Verführung und letztlich der Betrug gefördert (im § 263 unseres Strafgesetzbuches wird Betrug übrigens als Kausalkette aus Täuschung, Irrtumserregung, Vermögensschaden sowie Schädigervorteil und -bereicherungsabsicht definiert!). Passive Täuschung über die wahren Verhältnisse - besonders in hervorgehobenen Positionen mit Integritätsanspruch - kennt subtile Ausdrucksformen, damit man ihr so schwer wie möglich auf die Schliche kommt und dennoch offen gelegte Aspekte "flexibel verdrehbar" sind. Komplexe, moderne Gesellschaftsstrukturen, deren Transparenz zu wünschen übrig läßt, verleiten hier offensichtlich geradezu zur Täuschung, weil oft bereits geringfügiges, eigenes Hinzutun zum lukrativen Täuschungserfolg führt; dass dabei ein unauffälliger Abbau wie auch die unauffällige Verhinderung von Offenlegungs- oder Kontrollmechanismen die täuschungsfreundliche Intransparenz weiter begünstigen, liegt auf der Hand. Aktive Täuschungsmechanismen wollen zu etwas verführen und versuchen wahre Verhältnisse zu beschönigen, indem Schwächen des Adressaten gezielt und berechnend ausgemacht und ausgenutzt werden; was bleibt, ist die Verleitung zu einer Stimmabgabe, zum Erwerb eines Produktes oder zur Einlassung auf eine Dienstleistung, welche bei sachlicher und fairer Information des Betroffenen niemals zustande gekommen wäre sowie der markante Hinweis der Verführer auf die freie Willensentscheidung des Verführten und die Selber-Schuld-Theorie. Wohl setzt auch die Natur in Flora und Fauna Verführung ein, jedoch tut sie dies nur zwecks "gemeinnütziger" Arterhaltung, während zur moral-ethischen Erkenntnisgewinnung befähigte Menschen im Zuge ihrer Degeneration bewusst die gemeinschaftsschädliche Wahl des überzogenen Egoismus gewählt haben; insoweit benutzen sie also ihre besonderen (menschlichen) Fähigkeiten nicht dazu, die moral-ethisch richtige Wahl zu treffen, sondern die (mehr direkte Vorteile zu Lasten des Gemeinwesens versprechende) falsche Wahl als richtige erscheinen zu lassen.
Es steht ausserhalb jeden Zweifels, dass die Diktatur das Schreckgespenst aller Staatsformen darstellt. Dennoch ist festzustellen, dass degenerierte Demokratien sich in einer besonderen Gefährlichkeit in die Richtung diktatorischer Strukturen bewegen können, wie sie bei “klassischen” Diktaturen nicht feststellbar ist: In klassischen Diktaturen halten die Bürger in der Regel gegen die diktatorische Obrigkeit zusammen, auch wenn ihnen bewusst ist, dass sie nichts auszurichten vermögen; in heutigen, degenerierten Demokratien - insbesondere in ihren schlimmen Ausformungen auf der Basis von Egoismus-Gesellschaften - halten die Bürger aus zwei Gründen nicht zusammen, was das “Spiel” der Machthaber auf gefährliche Weise erleichtert: die Bürger verlieren seltener den Glauben an die ihnen vorgespiegelten, demokratischen Strukturen, weil moderne Wirtschaftssysteme hochkomplex und wenig transparent sind und die Täuschung der meisten Bürger, die meinen, alles werde schon seine Richtigkeit haben, einfach ist; dies gilt auch bzw. gerade vor dem Hintergrund moderner Informationssysteme, die leider auch die Möglichkeiten der propagandistischen Bürgerbeeinflussung vereinfacht haben. Diese Undurchschaubarkeit - ihrerseits mehr oder weniger flankiert durch moderne, insbesondere mediale (“berluskonische”) Möglichkeiten der “Bürgerinformation” -, aber auch der die Menschen trennende Egoismus, absorbieren eine enorme Menge an Essenz demokratischer Grundlagen (Erkennbarkeit von Schieflagen/Kritikfähigkeit). Die egoistische Grundeinstellung einer “Ellenbogengesellschaft” ist von Hause aus schliesslich demokratieschädlich: Demokratiefähigkeit verlangt die Solidarisierung des Bürgertums, welche durch die heute übliche, egoistische Abschottung nach der Vorstellung, sich keine Blösse geben bzw. sich nichts wegnehmen lassen zu wollen, nicht gerade gefördert wird. Hieraus erklärt sich der scheinbare Widerspruch in der Aussage, dass degenerierte Demokratien gegenüber “echten Diktaturen” eine besondere Dimension der Gefährlichkeit aufweisen können: “in echten Diktaturen steht Diktatur drauf und ist Diktatur drinnen, in degenerierten Demokratien steht nur Demokratie drauf...”.
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